Kapitel 12 - Tidenströme

Tidenströme sind horizontale Wasserbewegungen, die durch die Gezeiten verursacht werden. Wenn sich das Wasser während der Flut landwärts bewegt, spricht man vom Flutstrom. Die seewärts gerichtete Bewegung während der Ebbe wird als Ebbstrom bezeichnet. In der Zeit zwischen diesen beiden Bewegungen, der sogenannten Kenterung, kommt das Wasser kurzzeitig zum Stillstand.

Die Stärke der Gezeitenströme variiert im Verlauf eines Gezeitenzyklus erheblich. Während der Springtiden, wenn Sonne und Mond in einer Linie mit der Erde stehen, erreichen sie ihre grösste Kraft. Bei Nipptiden hingegen, sind die Strömungen deutlich schwächer. Für uns ist es wichtig, sowohl die Richtung als auch die Stärke des Gezeitenstroms zu kennen.

 

Informationsquellen

Dem Seemann stehen verschiedene Quellen zur Verfügung, um sich über die zu erwartenden Gezeitenströme zu informieren:

 

 

  • Gezeitentabellen: Sie geben uns Auskunft, wann die Strömung kentert.
  • Stromatlas: Eine Sammlung von Karten, die die Strömungsverhältnisse für verschiedene Zeitpunkte im Gezeitenzyklus darstellen. Pfeile zeigen die Richtung an, während Zahlen die Stromstärke in Knoten angeben.
  • Tidenstromangaben in Seekarten: In den Seekarten sind Messpunkte durch rote Buchstaben in Rhomben markiert. Die zugehörigen Tabellen am unteren Ende der Karte geben Auskunft über Richtung und Stärke des Stroms zu verschiedenen Zeiten, sowohl für Spring- als auch für Nipptiden.

 

 

Wie lesen wir die Tidenstromangaben in der Seekarte?

 

In der Seekarte finden wir solche Rhomben mit einem Grossbuchstaben.


Wichtige Hinweise

  • Die Angaben gelten nur für den exakten Messpunkt; in der Umgebung können lokale Effekte zu Abweichungen führen
  • Zwischen Spring- und Nipptiden muss interpoliert werden
  • Die Zeiten beziehen sich immer auf den angegebenen Bezugshafen
  • Die Richtungsangaben beziehen sich auf rechtweisend Nord

 

Berechnung mit Stromdreiecken

Um die Auswirkungen von Gezeitenströmen auf Kurs und Geschwindigkeit zu berechnen, verwendet man Stromdreiecke. Diese grafische Methode ermöglicht es, aus zwei bekannten Grössen die dritte unbekannte zu ermitteln.

 

 

Ein besonderes Augenmerk verdient die Wechselwirkung zwischen Gezeitenströmen und Wind. Wenn Wind und Strom aus entgegengesetzten Richtungen kommen, kann sich eine besonders unangenehme, kurze und steile See aufbauen. Laufen Wind und Strom hingegen in die gleiche Richtung, ist der Seegang meist moderater. Diese Kenntnis ist besonders wichtig für die Routenplanung, vor allem bei kleineren Booten.

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Boris Ehret

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