Kapitel 20 - Die Prüfungsvorbereitung

Die Prüfung zum schweizerischen Hochseeausweis stellt einen wichtigen Meilenstein in ihrer seemännischen Ausbildung dar. Eine gründliche und systematische Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg. In diesem Kapitel erfahren Sie alles Wichtige über die Prüfungsstruktur und lernen effektive Strategien zur Vorbereitung kennen.

 

Die Struktur der theoretischen Prüfung

Der Schweizerische Hochseeausweis unterscheidet sich von vielen anderen Schiffsführerscheinen dadurch, dass keine praktische Prüfung abgelegt werden muss. Stattdessen müssen sie eine anspruchsvolle theoretische Prüfung bestehen und einen umfangreichen Praxisnachweis erbringen.

Die Theorieprüfung ist in drei Hauptgruppen unterteilt.

·       Die erste Gruppe umfasst die praktische Kartenarbeit.

·       In der zweiten Gruppe werden Ihre Fähigkeiten im Umgang mit Gezeitenberechnungen geprüft.

·       Die dritte Gruppe behandelt die seemännischen Kernkompetenzen: Navigation und Schiffsführung, praktische Seemannschaft, Meteorologie, rechtliche Grundlagen sowie medizinische Kenntnisse.

Für jeden dieser drei Bereiche müssen sie mindestens 75% der möglichen Punkte erreichen - eine hohe Messlatte, die gründliche Vorbereitung erfordert. Sollten Sie in einer Gruppe nicht bestehen, müssen Sie nur diese wiederholen, und zwar innerhalb eines Jahres.

Mit maximal sieben Stunden Prüfungsdauer haben Sie ausreichend Zeit, die Aufgaben sorgfältig zu bearbeiten. Als Hilfsmittel sind neben dem üblichen Schreibmaterial auch ein nicht programmierbarer Taschenrechner und spezielle Formulare für Gezeitenberechnungen zugelassen.

 

Der praktische Erfahrungsnachweis

Neben der Theorieprüfung müssen Sie auch praktische Erfahrung nachweisen. Für Segelyachten sind dies mindestens drei Wochen Seefahrt mit 18 Tagen auf See und insgesamt 1.000 Seemeilen, davon mindestens 700 nach bestandener Theorieprüfung. Für Motoryachten gelten reduzierte Anforderungen.

Nach bestandener theoretischer Prüfung haben Sie vier Jahre Zeit (volles Kalenderjahr), um die erforderliche Praxis von 1000 gefahrenen Seemeilen zu erwerben. Die Praxis kann aber auch bis zu vier Jahre vor der Theorieprüfung erworben werden.

 

Effektive Vorbereitungsstrategien

Die Vorbereitung auf die Theorieprüfung gleicht einer Seereise - sie erfordert sorgfältige Planung und systematisches Vorgehen. Besonders wichtig ist das Training der praktischen Kartenarbeit und die Gezeitenaufgaben, denn hier können Sie durch regelmässiges Üben grosse Fortschritte erzielen. Arbeiten Sie intensiv mit Seekarten, Gezeitentafeln und Leuchtfeuerverzeichnissen. Je besser Sie diese Materialien kennenlernen, desto sicherer werden Sie im Umgang damit.

Moderne Technologie kann Ihre Vorbereitung deutlich unterstützen. Navigationssimulationen bieten die Möglichkeit, verschiedene Szenarien realitätsnah durchzuspielen. Sie können Positionsbestimmungen durchführen und Routenplanungen erstellen. Bedenken Sie aber: Die Simulationen sind ein Hilfsmittel zum Lernen, kein Ersatz für echte Erfahrung.

Die Kursunterlagen, die Sie während Ihrer Ausbildung erhalten, sind speziell für die Prüfungsvorbereitung konzipiert. Sie enthalten die wichtigsten Auszüge aus nautischen Publikationen für das betreffende Seegebiet. Wichtig zu wissen: Diese Unterlagen sind nicht für die praktische Navigation geeignet, da sie nicht dem aktuellen Jahrgang ensprechen.

 

Mentale Vorbereitung und Zeitmanagement

Der mentale Aspekt der Prüfungsvorbereitung wird oft unterschätzt. Eine positive Einstellung und eine gute Organisation können den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Beginnen sie frühzeitig mit der Vorbereitung - das reduziert Stress und gibt ihnen die Möglichkeit, Schwachstellen zu erkennen und gezielt daran zu arbeiten.

In der Prüfung selbst ist kluges Zeitmanagement entscheidend. Verschaffen sie sich zu Beginn einen Überblick über alle Aufgaben. Eine bewährte Strategie ist es, zunächst die Aufgaben zu bearbeiten, die ihnen leichtfallen. Das gibt Sicherheit und schafft wertvolle Zeit für die anspruchsvolleren Fragen.

Achten Sie besonders auf die Lesbarkeit ihrer Antworten. Die Prüfer können nur bewerten, was sie auch lesen können. Besonders bei Kartenaufgaben ist Sorgfalt wichtig - eine unleserliche Position oder ein schlampig eingezeichneter Kurs können wertvolle Punkte kosten.

Falls sie eine Prüfungsgruppe nicht bestehen sollten: Bewahren Sie Ruhe. Sie haben ein ganzes Jahr Zeit für die Wiederholung. Nutzen Sie diese Zeit, um Ihre Kenntnisse in den betreffenden Bereichen zu vertiefen. Viele erfolgreiche Skipper haben die Prüfung erst im zweiten Anlauf bestanden - das mindert nicht ihre Kompetenz auf See.

Denken Sie immer daran: Die Prüfung ist keine Hürde, die sie von der Seefahrt abhalten soll, sondern ein wichtiger Schritt zu mehr Sicherheit auf See. Das Wissen, das sie sich in der Vorbereitung aneignen, wird ihnen in Ihrer seemännischen Praxis immer wieder nützlich sein.

 

 

  

 

 

 

Wir wünschen ihnen viel Erfolg !

Download
PDF - Kapitel 20
PDF - Kapitel 20.pdf
Adobe Acrobat Dokument 88.4 KB

Kontakt

SRA

Boris Ehret

Kneubühl 3

CH-6208 Oberkirch

 

MAIL: b.ehret(at)bluewin.ch

TEL: +41 79 293 86 75